WEG-Rücklagen stecken offenbar in riskanten Anleihen
Bundesweit bangen Wohnungseigentümergesellschaften um mehrere Millionen Euro. Geld, das eigentlich für Rücklagen gedacht ist, von der Hausverwaltung aber in Anleihen der DR Deutsche Rücklagen GmbH investiert wurde. Damit wurde das Geld der Wohnungseigentümer keineswegs sicher angelegt und inzwischen drohen erhebliche finanzielle Verluste.
Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) bilden sog. Erhaltungsrücklagen. Das Geld dient z.B. dazu, notwendige Instandhaltungs- und Reparaturen am Gemeinschaftseigentum zu finanzieren. Sie ist für die Wohnungseigentümer die zentrale finanzielle Absicherung und muss daher mündelsicher, d.h. ohne großes Risiko angelegt werden, erklärt die Wirtschaftskanzlei MTR Legal Rechtsanwälte , die u.a. im Immobilienrecht und Kapitalmarktrecht berät.
WEG-Rücklagen mündelsicher anlegen
Das Geld muss so angelegt werden, dass es im Notfall schnell verfügbar und die vollständige Rückzahlung garantiert ist. Die mündelsichere und verantwortungsvolle Anlage der Rücklagen ist Aufgabe der Verwaltung. Genau daran haben sich verschiedene Hausverwaltungen offenbar nicht gehalten. Wie tagesschau.de am 6. Februar 2025 berichtet, haben mehrere Verwaltungen offenbar Geld in riskante Anleihen der DR Deutsche Rücklagen GmbH gesteckt – scheinbar ohne Zustimmung der Wohnungseigentümer. Die Vorwürfe werden bestritten.
Mittendrin steckt dem Bericht zu Folge die inzwischen insolvente Kallmeyer & Nagel Vermietungs und Verwaltungs GmbH. Diese hat das Geld von WEG scheinbar in Anleihen der DR Deutsche Rücklagen GmbH investiert. Die Gesellschaft hat vier verschiedene Anleihen emittiert. Im Dezember 2024 konnte die Gesellschaft die fälligen Zinszahlungen offenbar nicht leisten. Die finanziellen Schwierigkeiten scheinen ernst zu sein. Wie tagesschau.de weiter berichtet, hat die DR Deutsche Rücklagen GmbH zu einer Gläubigerversammlung am 13. Februar 2025 nach Frankfurt geladen. Offenbar sollen Anleihebedingungen wie Laufzeiten und Zinssatz geändert werden.
Hausverwaltungen investieren in riskante Anleihen
Es zeigt sich aber, dass das Geld der Wohnungseigentümer bei der DR Deutsche Rücklagen GmbH offenbar nicht sicher angelegt ist und die Hausverwaltungen möglicherweise gegen ihre Pflicht verstoßen haben. Neben der Kallmeyer & Nagel Vermietungs und Verwaltungs GmbH taucht auch immer wieder die Consigma-Gruppe im Zusammenhang mit der Anlage von WEG-Geldern bei der DR Deutsche Rücklagen GmbH auf. Zudem soll es enge wirtschaftliche und personelle Verflechtungen zwischen der Hausverwaltung und der Deutsche Rücklagen GmbH geben, wie tagesschau.de weiter berichtet.
Warnmeldungen der BaFin
Die DR Deutsche Rücklagen GmbH ist kein unbeschriebenes Blatt. Am 21. Februar 2024 veröffentlichte die Finanzaufsicht BaFin eine Warnmeldung, weil die DR Deutsche Rücklagen GmbH ihre Inhaberschuldverschreibung „Rücklagen Anleihe 2026“ offenbar ohne den erforderlichen Wertpapierprospekt herausgegeben hat. In Deutschland dürfen Wertpapiere grundsätzlich nur mit einem von der BaFin gebilligten Prospekt angeboten werden.
Einen Monat später, am 21. März 2024, gab die BaFin der DR Deutsche Rücklagen GmbH die Einstellung und Abwicklung ihres Kreditgeschäfts auf. Die Gesellschaft hatte offenbar partiarische Darlehen an Projektgesellschaften der Baubranche und Bauträger vergeben. Damit habe sie das Kreditgeschäft ohne die erforderliche Erlaubnis der BaFin betrieben.
Doch auch von der Vergabe riskanter partiarische Darlehen haben sich Hausverwaltungen wie die Kallmeyer & Nagel Vermietungs und Verwaltungs GmbH offenbar nicht abschrecken lassen und haben die WEG-Gelder dort angelegt, obwohl diese möglichst sicher angelegt werden müssen.
Wohnungseigentümer müssen hohe Verluste befürchten
Die Erhaltungsrücklagen müssen nicht nur möglichst sicher, sondern auch so angelegt werden, dass das Geld schnell verfügbar ist. In der Rechtsprechung wird allgemein von einer Verfügbarkeit innerhalb von drei Monaten ausgegangen. Die Anleihen der DR Deutsche Rücklagen GmbH hatten aber mehrjährige Laufzeiten und Möglichkeiten zur Sonderkündigung gab es nur im engen Rahmen. Daher könnten die Hausverwaltungen hier gegen ihre Pflicht verstoßen haben.
Nach dem Bericht von tagesschau.de geht es für die WEG um hohe Summen. Bei einer Liegenschaft in Köln könnten mehr als 1,5 Millionen Euro in die riskanten Anleihen geflossen sein. Da befürchtet werden muss, dass die DR Deutsche Rücklagen GmbH die Rückzahlungen möglicherweise nicht leisten kann, sollten die betroffenen WEG ihre rechtlichen Möglichkeiten prüfen, um sich gegen die drohenden finanziellen Verluste zu wehren.
Nach dem WEG-Gesetz müssen Erhaltungsrücklagen mündelsicher angelegt werden und jederzeit verfügbar sein. Da dies möglicherweise nicht geschehen ist, können Schadenersatzansprüche gegen die Hausverwaltungen entstanden sein.
MTR Legal Rechtsanwälte steht betroffenen WEG gerne als Ansprechpartner und bei der Durchsetzung ihrer Rechte zur Verfügung.